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Oktober 1999 
Diskutieren statt Dozieren in der Virtuellen Universität
Neue Perspektiven für Mentoren: Betreuung der Studierenden wird immer wichtiger
Die Nebel der Zukunft lichten sich: Unsicherheit herrscht bei einigen Mentorinnen und Mentoren der FernUniversität bezüglich der Änderungen, die durch die „Virtuelle Universität" auf sie zukommen können. Daher bot das Dezernat 2 einen Informations-Workshop „Mentoren und Virtuelle Universität" an, zu dem am 25. und 26. September rund 70 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus vielen Regionen nach Hagen kamen. Im
Tagungs- und Weiterbildungzentrum Arcadeon wurden sie nicht nur umfassend über das virtuelle Studieren heute und morgen an der FernUniversität informiert, sondern erhielten vor allem auch zahlreiche konkrete Hinweise auf ihre eigenen beruflichen Entwicklungsmöglichkeiten. Eines ist bereits sicher: Die Betreuung von Studierenden wird auch in Zukunft ein zentraler Punkt des (virtuellen) FernUni-Studiensystems sein, die Technik eröffnet hierfür ganz neue Perspektiven. Und zwar Studierenden wie Mentorinnen und Mentoren.

Auch in der Virtuellen Universität wird das Betreuungsnetz mit den Studienzentren eine zent-
rale Rolle spielen, war Kernaussage von Rektor Prof. Dr.-Ing. Helmut Hoyer bei seinem Einführungsvortrag: „Sie leisten hervorragende Arbeit in den Studienzentren bei Kommunikation und sozialen Kontakten", aber die Kontakte zwischen den Studierenden müssten in Zukunft
verbessert werden. Über Netze könnten Gruppenarbeit, Übungen und Praktika besser organisiert werden, der Zugang zu Bibliotheken sei einfacher, ebenso zu Informationen und Beratungen. „Die Virtuelle Universität ist eine Herausforderung, aber auch eine historische Chance für die FernUniversität."

Mentoren werden noch wichtiger

Der Lernraum Virtuelle Universität der Hagener Universität sei vielmehr als nur ein PC, sondern beinhalte neben den Lehrangeboten auch und vor allem umfassende Betreuungsleistungen, intensive Kommunikationsmöglichkeiten und soziale Kontakte. In diesem System würden klassische Mentorenaufgaben – wie „Orientierung geben und Sicherheit vermitteln" –
noch größere Bedeutung erlangen.

Wie dies funktionieren kann, stellte er am Beispiel des neuen CUBER-Projekts der FernUniversität vor. Mit CUBER – Personalised Curriculum Builder in the Federated Virtual University of the Europe of Regions – wollen die FernUniversität und ihre europäischen Projektpartner das lebensbegleitende Lernen entscheidend erleichtern und unterstützen. Studien- und
Weiterbildungsinteressentinnen und -interessenten sollen sich individuelle Curricula aus den Angeboten der beteiligten europäischen Universitäten nach ihren persönlichen Bedürfnissen und Wünschen zusammenstellen lassen können. Die Universitäten werden auf virtuellen Wegen europäische Studiengänge anbieten und miteinander kooperieren können.
 

Mentoren als Moderatoren

Doch schon heute müssen in der Virtuellen Universität die E-Mail-Flut kanalisiert oder News-Groups moderiert werden, damit Diskussionen nicht in die falschen Richtungen laufen. Auch bei den virtuellen Seminaren ist durch Moderation und Begleitung ein höherer Betreuungsaufwand nötig als bei Präsenzveranstaltungen.

Der Lernraum Virtuelle Universität vergrößert u.a. die Gruppe der nicht Curriculum-gebundenen Studierenden. Veränderte Arbeitsprozesse in der FernUniversität gehen einher mit einem flexibleren Umgang der Studierenden mit Studienmaterial.

Für den Rektor ergeben sich daraus vielfältige neue Perspektiven:

  • Umfangreiche Beratung und Betreuung der Studierenden
  • Verfügbarkeit einer flächendeckenden, kostengünstigen und qualitativ ausreichenden Technik
  • Individualisierung von Vorlesungen, Übungen und Betreuung
  • Verschiebung der Arbeitsschwerpunkte von der Präsentation der Inhalte hin zur Betreuung der Lernprozesse
  • Modularisierung der Angebote
  • Schrittweise Loslösung vom starren Semestertakt

  •  
Neue Strukturen

Die Organisation eines Studiums im Lernraum Virtuelle Universität erfordert ein mehr Studierendes-zentriertes Denken und Handeln, während traditionelle Universitätsstrukturen in den Hintergrund treten. Prof. Hoyer: „Es wird in Zukunft mehr Mentorinnen und Mentoren geben, die gleichzeitig mehreren Studienzentren zugeordnet sind." Sie werden in Studienzentren Fächer anbieten, die dort bisher nicht zu finden sind. Möglich machen dies die neuen Informationstechnologien auch über größere Entfernungen – der „Virtuelle Mentor" kann flächen-
deckend arbeiten und dabei gleichzeitig die Studierenden per Netz und persönlich betreuen.
Evtl. wird es Mentoren geben, die direkt an Lehrgebiete angebunden sind.
 

Mentoren müssen mitmachen

Prof. Hoyer schätzt, dass sich die Veränderungen in etwa fünf Jahren einstellen werden. Keineswegs dürfe der virtuelle Lernraum „Spielwiese für Entwickler ohne Rücksichtnahme auf die Bedürfnisse der Nutzer" sein: „Wir wissen, dass wir die Virtuelle Universität und die
Betreuung nur gemeinsam mit Ihnen umsetzen können. Sagen Sie uns Ihre Anregungen und Bedenken, damit wir die Betreuung organisieren können!" rief er die Zuhörerinnen und Zuhörer zur Mitwirkung bei der Ausgestaltung des neuen Lernraums auf.

An die überaus informative Begrüßung durch den Rektor schloss sich ein anspruchsvolles Programm an, das von einer Darstellung der Netzdienste durch das Rechenzentrum über Praxisbeispiele aus den Lehrgebieten Informatik, ESGW, Mathematik, Wirtschaftswissenschaft und Elektrotechnik und die methodisch-didaktische Komponente der mentoriellen Betreuung im Internet (ZFE) bis hin zur eigenen praktischen Aufarbeitung reichte.

Die Ergebnisse der Workshop-Arbeitsgruppen sollen nun im Dez. 2.2 aufgearbeitet werden.

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