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Tipp vom: 10.5.2000 • 06:25

Unerkannt surfen
von Markus Maier 
Redaktion: Dietmar Reiche


Ohne ausdrückliches Einverständnis des Betroffenen ist es eigentlich verboten: Die Erfassung und Weitergabe personenbezogener Daten. Doch wenn es die Marktforschung betrifft, nimmt es nicht jede Internetfirma mit der Privatsphäre so genau.

Ohne ausdrückliches Einverständnis des Betroffenen ist es eigentlich verboten: Die Erfassung und Weitergabe personenbezogener Daten. Doch wenn es die Marktforschung betrifft, nimmt es nicht jede Internetfirma mit der Privatsphäre so genau, wie Jürgen Weinknecht, Rechtsanwalt für Medienrecht, sagt:

 Jürgen Weinknecht: Denn im Endeffekt ist das, was ich bei meinem Provider an Daten hinterlasse, so was wie meine Privatwohnung. Und im Teledienstedatenschutzgesetz steht im übrigen auch, wann welche Benutzungsdaten gelöscht werden müssen. Auch daran hält sich nach meiner Erfahrung kaum jemand.

Bei dem Besuch einer Webseite werden immer bestimmte Daten übertragen. Beispielsweise die IP-Adresse, mit der jeder Rechner im Netz eindeutig identifiziert werden kann. Übertragen werden auch die Emailadresse und Name des Nutzers sowie die zuvor besuchten Seiten. Wer im Internet surft oder Emails verschickt, hinterlässt eindeutige Spuren, die clevere Händler nutzen, sagt Thomas Demuth, Spezialist für Kommunikationssysteme an der Fernuniversität Hagen:

 Thomas Demuth: Es wird sehr riskant, wenn solche Informationen zusammen geführt werden. Von jedem Anbieter von Webseiten werden diese Daten protokolliert. Und jetzt gibt es Software, die diesen Abgleich der Daten von verschiedenen Webserverbetreibern untereinander ermöglicht. Und das ganze kann in einer Profilbildung resultieren. Und natürlich darf man sich dann nicht wundern, wenn man früher oder später sehr gezielte Werbung auch erhält, nicht nur per Email, sondern dann auch direkt per Hauspost.

Gegen übermäßige Neugier helfen nur Anonymisierer - kostenlose Programme, die den Surfer und seine sensiblen Daten verschleiern. Sie tragen sich selbst als Absender ein und besuchen stellvertretend für den Nutzer die angesteuerte Webseite. Der bekannteste Vertreter dieser Tarndienste im Ausland ist de Anonymizer.com, in Deutschland der Rewebber.de. Diese Tarnkappen sind die einzige Methode, die Spuren zu verwischen, die Nutzer beim Surfen im Internet hinterlassen. Doch soviel Sicherheit fordert auch ihren Tribut:

 Thomas Demuth: Zum einen eine gewisse zeitliche Verzögerung, natürlich, es geht über eine weitere Zwischeninstanz. Es gibt sehr viele Webseiten, die eine Navigationsleiste an einer Seite haben. Da blinkt da etwas auf, dann klappt da noch etwas auf. So etwas wird natürlich nicht angezeigt, so dass es im Extremfall soweit kommen kann, dass die Seite leer bleibt.

Einen besonderen Service bietet der Anonymisierungsdienst Rewebber.de: Ob Onlinespiele oder eher pikante Seiten, bisher konnten Firmen ihren Mitarbeitern nachträglich auf die Schliche kommen.

 Thomas Demuth: Denn man darf ja nicht vergessen, dass der eigene Provider auch mitprotokolliert. Und der Arbeitgeber kann dann eben kontrollieren, auf welche Seiten wird zugegriffen. Es gibt die Möglichkeit, Adressen temporär zu verschlüsseln lassen. Die benutzt man dann innerhalb einer Minute so häufig, wie man möchte, danach sind die gesperrt. Und die sind in der Form verschlüsselt, dass man nicht erkennen kann, auf welcher Seite tatsächlich zugegriffen wurde.

Zur Sicherheit sollte man in seinem Browser die Adresse einer Anonymisierungssoftware einstellen. Dann verlaufen ab sofort alle Zugriffe über diesen Dienst. Und der ist dann - neben dem Provider - zumindest der einzige, der ihren Daten kennt. Anonym surfen bleibt vorerst noch Vertrauenssache.

Eine Auswahl von Anonymisierern im Internet:
http://www.anonymizer.com
http://www.idzap.com
http://i-security.addr.com
http://www.keepitsecret.com
http://www.privada.net
http://www.proxymate.com
http://www.rewebber.de
http://www.silentsurf.com
http://www.spaceproxy.com

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